Freunden der Fotokunst und des Fotobuchs war der Name Olaf Unverzart spätestens ein Begriff, als dieser Künstler 2006 für sein Buch sans moi mit dem Deutschen Fotobuchpreis ausgezeichnet wurde. Das Buch war ein durchschlagender Erfolg und erhielt von der FAZ, SZ, ZEIT und von Fotozeitschriften wie European Photography oder PHOTONEWS herausragende Kritiken. 1972 in Waldmünchen geboren, hatte Unverzart an der renommierten Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig studiert und mit dem Diplom „Künstlerische Fotografie“ bei Joachim Brohm abgeschlossen, bevor er 2006 eine Dozentur an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg erhielt. Nach dem Durchbruch mit seinem Buch sans moi rückte Unverzart in den Fokus einer breiten Öffentlichkeit, seit er für das ZEIT Magazin als Bildkolumnist regelmäßig veröffentlicht und 2009 den Deutschen Fotobuchpreis in Gold für sein Buch leichtes gepäck erhielt.
Die Alfred Ehrhardt Stiftung freut sich, in ihren im Januar 2010 eröffneten Berliner Räumlichkeiten eine Einzelausstellung mit Werken von Olaf Unverzart präsentieren zu können. Die Stiftung setzt damit ihre Reihe fort mit Positionen zeitgenössischer Fotografie, die sich – in Anlehnung an Alfred Ehrhardts thematischen Schwerpunkt – mit der Natur und Konstruktionen des Natürlichen auseinander setzen.
Gezeigt werden großformatige Aufnahmen aus verschiedenen, in seinen Büchern teilweise veröffentlichten Serien der letzten Jahre, die der leidenschaftliche Rennradfahrer und Bergsteiger mit seiner Plattenkamera in den Alpen aufnahm. Der Ausstellungstitel STAND ist »ein Begriff vom Bergsteigen, der besagt, dass man einen sicheren Stand hat, dass der Vorsteigende sich selber sichern und der Nachfolgende losgehen kann. Der Begriff ist aber auch eine Abkürzung von ›Standpunkt‹ und ›Standbild‹, die beide in den gezeigten Arbeiten eine Rolle spielen« (Olaf Unverzart). Schwindende Gletscher, die sich steil aufwärts windenden Asphaltstraßen der tour de france, von durch Lawinen zerquetschte Gerätschaften oder in den Fels errichtete, mächtige Befestigungsanlagen aus Beton, die den Naturgewalten trotzen – Unverzarts Bilder haben die massiven Spuren zum Thema, die der Mensch hinterlässt, wenn er die Natur zu beherrschen sucht, oder die die Natur hinterlässt, wenn sie den Menschen beherrscht. »Da dachte man alle Bergbilder seien fotografiert, und nun kommt dieser Unverzart und macht alles ganz anders. Der Eingriff des Menschen in die Natur ist sein eigentliches Motiv. Daß er diesem Thema ohne ideologischen oder pädagogischen Impetus folgt, zeichnet seine Arbeit aus. Sie sind hintergründig und raffiniert.« (FAZ)
Unverzarts Bilder der Alpen werden ergänzt durch die 15-teilige Arbeit wish you were here auf kleinformatigem Barytpapier aus dem Jahr 2009, mit der der Künstler erneut überrascht. Unverzart hat aus über 16 Stunden der legendären BBC Dokumentation Planet Earth mit einer Plattenkamera auf Polaroid Negativfilm screenshots von seltenen Tieren und Naturphänomen angefertigt, die durch eine Mischung aus historischer Reminiszenz und ungebrochener Naturschönheit bestechen. Der Titel deutet an, dass die Filmemacher zu beneiden sind, die an den entlegendsten Orten der Welt jene Wunder der Natur mit eigenen Augen erlebt haben, die nur wenigen zugänglich sind. Durch die Transformation historischer Naturfilmmotive in eine Serie schwarzweißer Standbilder von poetischer Dichte wird ein Daseinszustand beschrieben, der der Natur entrückt ist – und ihr doch so nah.