Bevor Alfred Ehrhardt Fotograf und Filmemacher wurde, war er Musiker, Maler und Kunstpädagoge. Er wird 1924 Lehrer für Musik und Kunst am reformpädagogischen Landerziehungsheim Max Bondy in Gandersheim (später Marienau). 1926 malt er die Krypta der Klosterkirche Lamspringe in einem expressionistischen und neusachlichen Stil mit einem Bildprogramm zur Geschichte des Klosters aus. Seine Wandmalereien werden 1938 durch Nationalsozialisten übertüncht, konnten aber durch die Alfred Ehrhardt Stiftung restauriert werden.
Im Wintersemester 1928/29 geht Ehrhardt ans Bauhaus Dessau. Nach seiner Rückkehr überträgt er das dort Gelernte auf seinen Schulunterricht. Aufgrund dieser experimentellen Erfahrung wird er von Max Sauerlandt 1930 als Dozent für Materialstudien an die Landeskunstschule Hamburg berufen, wo er neben Fritz Schleifer den ersten Vorkurs in Deutschland außerhalb des Bauhauses einrichtet.
1931 erhält Alfred Ehrhardt eine Einzelausstellung im Hamburger Kunstverein mit seinen Gemälden, Zeichnungen und Druckgrafiken. Sie veranschaulichen, wie prägend der Aufenthalt am Bauhaus war und der Einfluss von Wassily Kandinsky, Paul Klee, Oskar Schlemmer oder Lyonel Feininger. Jedoch findet er trotz der Anlehnung an seine Vorbilder durch die Befreiung des Naturvorbilds von allem Unwesentlichen zu einer archaisierenden Stilisierung mit eigenständigem Ausdruck. Angelehnt an Wassily Kandinsky ist Ehrhardts erklärtes Ziel die Vergeistigung des Materiellen. Paul Klee folgend sieht er im Naturstudium den zentralen Ausgangspunkt zur Formengestaltung. Ehrhardts Beschäftigung mit Abstraktion, Archaik, Form, Materialbeschaffenheit, Struktur oder Rhythmus wird sich auch in seinem fotografischen und filmischen Werk niederschlagen.