Was sehen wir, wenn wir durch ein Mikroskop schauen? Eine mikroskopische Vergrößerung, deren »Richtigkeit« wir im ersten Moment nicht anzweifeln. Doch genau betrachtet, handelt es sich bei einer mikroskopischen Vergrößerung um eine instrumentell konstruierte Sichtbarkeit, die nur im Mikroskop betrachtet werden kann und keine Referenz in der sichtbaren Wirklichkeit aufweist. Daher kann sie nicht auf ihre »Richtigkeit« und »Wahrheit« überprüft werden. Wird die Vergrößerung schließlich fotografiert, überträgt sich die Unsicherheit über das, was wir sehen, auf die Aufnahme: Sie zeigt uns ein instrumentell konstruiertes Bildobjekt von fragwürdiger Existenz. Mikrofotografien evozieren somit die Frage, wie mit diesen Aufnahmen insbesondere in einer Zeit umgegangen wurde, in der dem fotografischen Bild »Wahrhaftigkeit« und »Objektivität« zugesprochen wurde.
Das vorgestellte Buch will diese Fragen beantworten, indem die theoretischen Debatten über den Einsatz der Fotografie in der Mikroskopie im 19. und frühen 20. Jahrhundert vorgestellt und verschiedene praktische Umgangsformen und Verwendungskontexte von Mikroaufnahmen analysiert werden. Ein Fokus der Vorstellung wird dabei auf Aufnahmen liegen, die auf Grund des in der sichtbaren Wirklichkeit nicht vorkommenden Bildobjektes eine hohe ästhetische Faszination ausübten.
Das Buch ist die Veröffentlichung einer Doktorarbeit, die im Projekt »Visual History. Institutionen und Medien des Bildgedächtnisses« am Deutschen Museum, München entstanden ist und von Prof. Dr. Burcu Dogramaci und Prof. Dr. Steffen Siegel betreut wurde.
Stefanie Dufhues studierte Kunstgeschichte sowie Theater-, Film und Medienwissenschaften in Wien und Zürich, bevor sie an der LMU in München promovierte. Seit 2017 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin der Sammlung »Foto und Film« des Deutschen Museum.
Eintritt frei. Wir bitten um Voranmeldung unter: info@aestiftung.de