Alfred Ehrhardts Fotografien sind im weitesten Sinn Naturaufnahmen. Er interessiert sich für die abstrakten Sandstrukturen im Watt und in der Dünenlandschaft der Kurischen Nehrung, bereist Island, fotografiert Kristalle, Muscheln und Korallen und beschäftigt sich mit Mikrofotografie. Weitere Schwerpunkte bilden Fotografien bildhauerischer Werke sowie landeskundliche, parallel zur Filmarbeit entwickelte Themen.
Für seine ersten fotografischen Serien Das Watt, Die Kurische Nehrung, Kristalle sowie Muscheln und Schnecken verbindet Alfred Ehrhardt Tendenzen der Fotografie der Neuen Sachlichkeit und des Neuen Sehens. Durch extreme Ausschnitte isoliert er Details aus ihrem gegenständlichen Kontext, um das Bildgefüge bis zur Abstraktion aufzulösen. Gezielt setzt er scharfes Licht ein, um einen starken Hell-Dunkel-Kontrast und damit klare Kompositionslinien zu erzielen.
Die kompositorische Präzision seiner Fotografien verraten Ehrhardts künstlerische Ausbildung. Seine Vorkursstudien am Dessauer Bauhaus bei Josef Albers manifestieren sich in der Malerei wie in der Fotografie als Auseinandersetzung mit Materialbeschaffenheit und Oberflächenstruktur. Als gelernter Musiker beherrscht er wie Paul Klee oder Wassily Kandinsky Rhythmus, Dynamik und Kontrapunktik im Bildgefüge. Klee folgend, der das Naturstudium als Ausgangspunkt bildnerischer Schöpfung definiert, will Ehrhardt mit seinen Aufnahmen von Landschaften und Naturphänomenen die »elementaren Urkräfte« der Natur und die »absoluten Gesetze aller Erscheinungen« darstellen. Ihm liegt daran zu vermitteln, dass der Mensch nur Teil einer »überwältigenden, zeitlosen« Natur ist. Nicht umsonst nennt man Alfred Ehrhardt damals »Naturphilosoph mit der Kamera«.