northbound – nach Norden. Mit dieser Vorgabe erkundete Olaf Otto Becker auf mehreren Reisen von 2003 bis 2006 die Westküste Grönlands auf einer Gesamtstrecke von fast 4.000 Kilometer. Bewusst anlehnend an fotografische Expeditionen des 19. und 20. Jahrhunderts, hielt er die bereits arktisch geprägten Landschaftsszenerien vor Ort mit einer 8 x 10 inch Großformatkamera fest. In selbst gewählter Einsamkeit gelang es dem Fotografen, mit einem Schlauchboot fast den 75. Nördlichen Breitengrad in der Melvillebucht zu erreichen.
Die großformatigen Farbaufnahmen, die bei der Dokumentation des zum Großteil lebensfeindlichen Küstenabschnitts entstanden sind, stehen bewusst in der Tradition des großen stillen Bildes. Sie sind ausnahmslos in der Nachtzeit entstanden. Melancholie, Erhabenheit und ein subtiles Moment von Abwesenheit prägen die Grundspannung der Landschaftsporträts, die in ihrer ästhetischen Anlage betont altmeisterlich anmuten. Oftmals enthalten die Bilder aber auch zivilisatorische Relikte der Inuits, der eskimoischen Volksgruppe, die seit rund tausend Jahren die grönländische Westküste besiedelt haben. Im Zusammenklang loten die Fotografien von Olaf Otto Becker das zutiefst fragile Verhältnis von Mensch und Natur in einem nordischen Grenzbereich aus.
Olaf Otto Beckers Ausstellung bildet den Auftakt zu einer Erweiterung unserer Ausstellungsaktivitäten. Denn ab Januar 2009 wird die Alfred Ehrhardt Stiftung die Räumlichkeiten in der Schönhauser Straße ohne die Stiftung Fotografie und Kunstwissenschaft Ann und Jürgen Wilde nutzen, die eine Heimstätte für ihre Fotoarchive gefunden hat. Wir zeigen auch in Zukunft Ausstellungen mit Werken von Ehrhardt und dessen Zeitgenossen, werden uns aber vermehrt der zeitgenössischen Fotografie und Medienkunst widmen. Dabei wollen wir insbesondere künstlerischen Postionen einen Raum bieten, die sich mit der »Natur« und den »Konstruktionen des Natürlichen« auseinandersetzen.