Vitrinen in Arbeit umfasst eine Serie von 140 Farbfotografien der amerikanischen Künstlerin Kaucyila Brooke, die zwischen 2001 und 2004 im Naturhistorischen Museum in Wien entstand, als dessen bis dahin unveränderte Präsentationsform erstmals modernisiert wurde. Während vergleichbare Museen längst zu Erlebnismuseen umstrukturiert wurden, blieb dieses Museum weiterhin einer Konzeption des 19. Jahrhunderts und der Idee einer Einordnung der Naturdinge nach Arten und Familien verpflichtet.
Das Leitmotiv im Werk von Kaucyila Brooke ist die Infragestellung unserer im christlichen Weltbild verankerten Vorstellung von der Schöpfung und dem Ursprung der Welt, basierend auf dem Modell der Familie als Nukleus der Gesellschaft. Mit ihrer Serie Vitrinen in Arbeit werden die Repräsentation des Natürlichen, seine Konstruktion und die so entstehenden sozialen Normen und Grenzen ins Blickfeld genommen. Dabei war für die Künstlerin maßgeblich, dass trotz der Modernisierung der von der Habsburger Familien- und Kolonialpolitik geprägte Geist des Museums weiterhin bestehen blieb und sich eine Überlappung zweier unterschiedlicher Sichtweisen auf die Natur ergab. Der Inhalt der Ausstellungsvitrinen veränderte sich, nicht aber die Dekoration der Wände, wo das Programm in der kolonialen und rassistischen Denkweise des 19. Jahrhunderts verhaftet blieb.
Brooke zeigt die Spuren und Relikte der Vergangenheit, die drapierten Körper ausgestopfter Tiere und den Schmutz, der in den Vitrinen zurückbleibt, nachdem die Ausstellungsgegenstände entfernt wurden. Selten sieht man nur eine einzelne Vitrine, nie ein einzelnes Objekt. In fast jeder Aufnahme werden die Räume und Dinge vor und hinter den Vitrinen reflektiert, kommt eine Spiegelung der Umgebung von außen ins Bildfeld, werden die zur Schau gestellten Objekte in einem Spiel zwischen Transparenz, Reflexion und Opazität eingefangen. Inhalt der Vitrine und deren Rezeptionsgeschichte überlappen sich.
»Der Blick der Künstlerin schwankt zwischen der Konzentration auf die ausgestellten Objekte und der Organisation der Museumsarchitektur des späten 19. Jahrhunderts. Die Perspektiven ordnen sich weder dem einen noch dem anderen völlig unter, und es ist immer ein leicht schräger Blick, der knapp an der vorgegebenen Richtung vorbeigeht und immer wieder an verschiedenen Details hängen bleibt, den Brooke auf die Dinge wirft«. (Martin Prinzhorn, in: Camera Austria, Nr. 86, 2004)
Die Ausstellung steht im Zusammenhang mit der Ausstellung Alfred Ehrhardt: Naturkonserven in der benachbarten Alfred Ehrhardt Stiftung.