Der Fotograf und Kulturfilmer Alfred Ehrhardt (1901–1984) ist bekannt für seine neusachlichen Aufnahmen von Korallen, Schwämmen, Muscheln, Schnecken, Seeigel, Seesternen, Kristallen und Gesteinen, die er in zahlreichen Naturkundemuseen Europas angefertigt hat. Diese Naturgegenstände waren zur wissenschaftlichen Untersuchung, aber auch ihrer reinen Schönheit und ihres Formenreichtums willen in fürstlichen Wunderkammern untergebracht, in Naturhistorischen Museen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und schließlich durch den Fotografen in ein wirklichkeitsgetreues Abbild transformiert worden. In dieser Weise wurde die Natur nicht nur als reales Objekt konserviert, sondern auch als fotografisches Abbild einem wissenshungrigen Bildungsbürgertum nahe gebracht.
Der Fotograf verdeutlichte den Formenreichtum und die Gesetzmäßigkeiten der Natur mit typologischer Systematik und naturwissenschaftlichem Darstellungsmodus. Den lebensphilosophisch geprägten Vorstellungen seiner Zeit verpflichtet, waren für ihn die vielfältigen Erscheinungsformen der Natur Zeichen eines übergeordneten, schöpferischen Plans im Sinne einer pantheistisch verstandenen »natura naturans«, der auch den Menschen als Teil der Natur und die von ihm geschaffenen Produkte bestimmt. Er war überzeugt, dass sich in der Formanalogie zwischen den »Kunstformen der Natur« (Ernst Haeckel) und den »Urformen der Kunst« (Karl Blossfeldt) eine kosmologische Kraft manifestiert, die die Formen des Mikrokosmos und des Makrokosmos gleichermaßen gestaltet. Die Natur, die es zu studieren galt, wurde zum Ausgangspunkt und zur Inspirationsquelle für das künstlerische Schaffen.
Die Ausstellung mit 70 Original-Abzügen wird ergänzt durch die Vorführung der drei preisgekrönten Dokumentarfilme Spiel der Spiralen (1951), Tanz der Muscheln (1956) und Korallen, Skulpturen der Meere (1964).