Die Alfred Ehrhardt Stiftung präsentiert 87 Originalfotografien von Alfred Ehrhardt aus dem Bestand des Bildarchivs Preußischer Kulturbesitz (bpk). Nach der Ausstellung Mikrofotografie – Schönheit jenseits des Sichtbaren, die vom September 2010 bis Januar 2011 im Berliner Museum für Fotografie zu sehen war, setzt die Alfred Ehrhardt Stiftung erneut auf eine Kooperation mit der Stiftung Preußischer Kulturbesitz.
Der programmatische Ansatz der ersten vier Ausstellungen der Alfred Ehrhardt Stiftung zielte auf den Dialog der zeitgenössischen Fotografie mit dem Werk von Alfred Ehrhardt zum Thema »Natur«. Nach diesen Veranstaltungen im ersten Jahr des Neubeginns in Berlin widmet die Alfred Ehrhardt Stiftung erstmals eine Ausstellung ausschließlich den Arbeiten des Fotokünstlers selbst, dessen Namen die Stiftung trägt, dessen Werk sie besitzt und betreut. Die Ausstellung bietet einen Blick zurück in einen genau definierten Zeitabschnitt der Rezeptionsgeschichte des fotografischen Werks von Alfred Ehrhardt: seine Bild- und Textveröffentlichungen in der Zeitschrift Volk und Welt zwischen Januar 1940 und Juni 1944, ergänzt durch damals nicht veröffentlichte Bilder aus dem Archiv dieser Zeitschrift.
Die Kulturzeitschrift Volk und Welt bestand von 1934 bis 1944, erschien einmal monatlich in Hannover und wurde herausgegeben von Prof. Oppermann. Ihre Haltung war völkisch, national, zum konservativen Bildungsbürgertum neigend. In einer werbenden Selbstcharakteristik beschrieb sie sich folgendermaßen: »Deutschlands Monatsbuch Volk und Welt – die Großzeitschrift der Anspruchsvollen ist eine einzigartige Höchstleistung! Kunst, Wissen, Unterhaltung pflegt Volk und Welt in vorbildlicher Form. Jeder Band bietet – stark kartoniert – über 160 Seiten wertvollen Inhalt mit etwa 60 zum Teil ganzseitigen Bildern auf bestem Kunstdruckpapier.« Die Zeitschrift, die eine Vorgängerin hatte mit Namen Ernte, ebenfalls hg. von Oppermann, ging mit neuem programmatischen Namen und veränderter moderner Gestaltung auf Erfolgskurs: im Jahr 1934 noch mit einer Auflage von 5.000 Exemplaren, war sie 1938 schon bei einer Auflage von 47.000 angelangt, ein Niveau, das bis zum Schluss gehalten wurde. Eine maßgebliche Rolle bei dieser Erfolgsgeschichte publizistischer Modernisierung spielte der wachsende Einsatz von guter Fotografie im redaktionellen Konzept. Unter den abgedruckten Fotografen fehlte kaum ein bekannter Name der dreißiger Jahre. Einer von ihnen: Alfred Ehrhardt.
Das Bildarchiv der Zeitschrift Volk und Welt umfasste insgesamt 25.000 Fotografien. Seit 1945 in Privatbesitz in Hannover, wurde es im Jahr 1981 nach West-Berlin verkauft. Zwei Kulturinstitutionen, das Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz (bpk) und die Berlinische Galerie erwarben den Bestand gemeinsam und teilten ihn anschließend zwischen sich auf: Das bpk besitzt heute ca. 13.000 Fotografien, die Berlinische Galerie etwas mehr als 3.500 Fotografien aus dem Archiv Volk und Welt. Der kleineren aber fotografisch »edleren« Sammlung von Bildmotiven in der Berlinischen Galerie ist eines gemeinsam: der Bezug zur Stadt Berlin (tatsächlich vorhanden oder zumindest behauptet), während die Sammlung von Bildmotiven im bpk den quantitativ bedeutenderen und thematisch vielfältigeren Anteil des ehemaligen Verlagsarchivs repräsentiert.
Das ausgestellte Konvolut Alfred Ehrhardts aus dem Besitz des bpk zeigt uns die Originalabzüge in dem Zustand, in dem sie im Verlag Volk und Welt archiviert waren und so auf die Nachwelt überkommen sind: Aufgeklebt auf Karton, mit handschriftlichen Bildbetextungen, Retuschen, Markierungen, Stempeln, Aufklebern auf der Rückseite, Veröffentlichungs- und Honorarvermerken. Vom Wind erzeugte Riffelungen im Wattenmeer, Architekturkünste der Meeresschnecken, Zauber der Edelsteine, Eisenblüte, Bronzeköpfe, oder Fohlen auf der Weide …. – an den Wänden und in Vitrinen präsentiert, zeigen diese Bilder herausragende Motive innerhalb des Oeuvres des Fotografen. Eine sorgfältige Auswahl der besten Motive innerhalb einer Serie ergibt einen repräsentativen Querschnitt des Ehrhardtschen Schaffens bis 1944. Dargestellt ist das ganze Spektrum seiner Themen – fasziniert von der Schönheit der Naturformen in der physischen Natur überträgt sich die Faszination des Künstlers von den Formen der Natur über die Fotografie auf den Betrachter. Damals wie heute.