Eröffnung am Freitag, 13. September 2024, 19 Uhr
Für den katalanischen Fotograf, Kurator, Essayist und Dozenten Joan Fontcuberta (*1955) ist die Fotografie der Natur lediglich ein Vorwand, um die Natur der Fotografie zu untersuchen. Dabei geht es ihm besonders um die Erzeugung überraschender oder gar skurriler Bildarrangements, die häufig erst auf den zweiten Blick den Eingriff des Künstlers erkennen lassen. Fontcuberta arbeitet analytisch und konzeptionell, wobei er auch immer spielerischen Humor mit ästhetischen Experimenten verbindet.
Insofern verwundert es nicht, dass er sich zuletzt mit der durch künstliche Intelligenz generierten Fotografie beschäftigt hat. Für die Ausstellung erarbeitet der international erfolgreiche Künstler ein eigens für die Alfred Ehrhardt Stiftung konzipiertes Werk. Dafür hat er sich intensiv mit dem fotografischen Werk von Alfred Ehrhardt auseinandergesetzt, dessen Naturaufnahmen als Basis für eine neue Werkserie dienen werden. Seine Wahl fiel dabei auf Ehrhardts Aufnahmen von Korallen. Ihn faszinieren diese seltsamen zoologischen Gebilde, da sie einst mit Hybridarten des Pflanzenreichs und des Mineralreichs verwechselt wurden. Fontcuberta nimmt nun diese Mehrdeutigkeit zum Anlass, um mithilfe generativer KI-Systeme fiktive Korallengebilde zu kreieren. Diese bizarren und bisweilen unheimlichen Kunstformen verweisen fototheoretisch darauf, dass wir Zeugen davon sind, wie Algorithmen optische Verfahren aus dem Mittelpunkt unserer visuellen Kultur verdrängen.
Anlässlich der Ausstellung erscheint der Katalog: Joan Fontcuberta – Iconophagy, 112 Seiten, 60 Bilder von Joan Fontcuberta, mit einem Text von Christiane Stahl, Kominek Verlag, 2024.