Eröffnung am Freitag, 12. April 2024, 19 Uhr
Kuratiert von Prof. Dr. Eckhardt Köhn
Rolf Tietgens (1911-1984) gilt als bedeutender Fotograf der 1930er Jahre, der hierzulande jedoch bisher nur wenigen bekannt ist. Sein Werk geriet in Vergessenheit, nachdem er, als homosexueller Künstler in Deutschland von Verfolgung bedroht, Ende 1938 in die USA emigriert war. Heute muss sein 1939 erschienenes Buch Der Hafen, das im Zuge der 750 Jahrfeier des Hamburger Hafens entstand, zu den besten Fotobüchern der 1930er Jahre gezählt werden. Tietgens geht es darin nicht um eine naturalistische Wiedergabe, sondern um eine persönliche Sichtweise, die den Bildern eine symbolische Dimension verleiht. Seinem Wesen nach erscheint der Hafen als facettenreicher, archaischer Ort, an dem der Mensch den Übergang von Wasser zu Land gestaltet hat.
Erstmals werden in dieser Doppelausstellung auch die Einzelbilder vom Hamburger Hafen von Alfred Ehrhardt (1901-1984) präsentiert. Seine Fotografien fallen sachlicher aus. Sie erfassen den Hafen als dynamischen Schauplatz des Industriezeitalters, geprägt von Schiffstechnik und gesäumt von Kranen und Landebrücken. Über den dokumentarischen Wert ihrer Aufnahmen hinaus, wird im Werk beider Fotografen mit Hilfe der Kamera die zeitlose Poesie der maritimen Welt erfahrbar. Thematische Überschneidungen und die gleichermaßen der Bildrhetorik des Neuen Sehens verpflichteten Aufnahmen haben bereits die zeitgenössische Kritik dazu veranlasst, die Hamburger Fotografen Alfred Ehrhardt und Rolf Tietgens als ebenbürtige Kollegen zu beurteilen.