Die Bernwardsäule, die heute im Dom zu Hildesheim steht, gehört zusammen mit der Bernwardtür zu den monumentalen Bronzegusswerken, die Bernward als Bischof von Hildesheim (993–1022) ursprünglich für die von ihm erbaute Michaeliskirche geschaffen hat. Die Säule ist wie die Bernwardtür als bronzener Hohlguss gefertigt, misst bis zum Schaft 3,79 m und wiegt 7 Tonnen. Sie ist spiralförmig mit einem Reliefband bebildert, das in acht Windungen nach oben führt und in 24 nicht voneinander getrennten Szenen das öffentliche Leben Jesu zum Thema hat: ausgehend von den vier Paradiesströmen beginnt das Bildprogramm mit der Taufe Jesu im Jordan und folgt dem in den Evangelien beschriebenen dreijährigen Verkündigungsweg »hinauf nach Jerusalem«, wo Jesu verhaftet und zum Tode verurteilt wird. Die Passion Christi wird auf der Bernwardtür behandelt. Das Kapitell ist neueren Datums. Das Original, das 1676 eingeschmolzen wurde, trug ein großes Bronzekruzifix mit der Figur des Gekreuzigten, in das Reliquien eingelassen waren und das 1544 von Bilderstürmern zerstört wurde. Bernwardsäule und Bernwardtür wurden 1985 in die Liste des UNESCO Weltkulturerbes eingetragen.
Als Heimatbistum der ottonischen Kaiserfamilie hatte Hildesheim um die Jahrtausendwende eine bestimmende politische Rolle im Reich erlangt. Bischof Bernward war der Erzieher und spätere Ratgeber von Kaiser Otto III., aber auch dessen Nachfolger Heinrich II. bediente sich seiner Hilfe. Bernward war selbst künstlerisch tätig. Er hatte den Bronzeguss erlernt und führte seine Hildesheimer Werkstätten zu hoher Blüte. Er ließ auch Kirchen erbauen, schuf Plastiken in Holz, Stein und Metall und führte Miniatur- und Buchkunst, Monumentalmalerei und Mosaikarbeiten aus. Dank Bernward wurde Hildesheim zu einem Kulturzentrum, das sich neben anderen großen Stätten des Mittelalters behaupten konnte. Seine Zeit war geprägt von der politischen Utopie der »renovatio imperii Romanorum« (Wiederherstellung des Römerreiches) und von dem Gedanken, dass Kaiser und Papst im Namen Christi regieren, der als wahrer Herrscher der Welt gesehen wurde. Beides fand in Bernwards Bilderwelt seinen Niederschlag. Indem er das Kreuz auf eine Säule stellte, die dem Vorbild der römischen Triumphsäulen der Kaiser Trajan und Mark Aurel folgte, transponierte er den antiken Typus der Kaisersäule ins Christliche: Christus siegt am Kreuz als Friedensherrscher einer neuen Welt.